Unsere Singvögel stecken voll im Brutgeschäft. Während bei den einen eine Unterscheidung der Geschlechter rein äußerlich nicht möglich ist, weisen andere einen deutlichen Geschlechtsdimorphismus auf. Dabei sind die Geschlechter so unterschiedlich gefärbt, dass man glaubt, eine andere Vogelart vor sich zu haben. So auch bei diesem kleinen Singvogel, der bei uns zum Glück noch relativ häufig anzutreffen ist.
Es handelt sich hierbei um das Europäische Schwarzkehlchen (Saxicola rubicola). Schaut man sich das hübsche, farbenprächtige Männchen im Prachtkleid an, so ist unschwer zu erkennen, woher der deutsche Name kommt.
Dieser kleine, zierliche Vogel ist ausgesprochen reviertreu und kommt in der Regel jährlich in sein angestammtes Revier zurück. Er brütet in offenen, weitgehend extensiv genutzten Flächen, wie zum Beispiel in Streuwiesen, Ödland, Brachflächen, Weiden, Bahndämmen, aber auch in Jungfichtenkulturen. Markante Punkte im Revier werden vom Männchen als Ansitz für seinen Gesang genutzt.
Der Oberkopf, das Gesicht und der Kehlbereich sind kräftig schwarz gefärbt. An den Halsseiten zeigen sich ausgedehnte weißliche Flecken. Die Brust ist auffallend rostrot gefärbt und die Bauchseite weist eine bis ins Hellgraue gehende Färbung auf. Die Extremitäten und die Füße sind schwarz.
Die Schwarzfärbung im Kopfbereich kann durchaus unterschiedlich kräftig ausgeprägt sein. So zeigen die schwärzlichen Federn am Oberkopf und Nacken zimtbraune Federsäume. Diese sind im Frühjahr oft abgenützt, so dass die Färbung zunehmend einheitlich schwarz ist. Damit fällt eine Unterscheidung zum Weibchen auf den ersten Blick schwerer, vor allem im Spätsommer und Herbst nach der Mauser.
Im Vergleich zum Männchen ist das Weibchen jedoch deutlich blasser und heller in der Färbung. Der Kopfbereich ist hell bräunlich gefärbt und der Halsseitenfleck ist unauffällig. Eine ausgeprägte Kehlfärbung fehlt. Die Brust ist blasser rostrot, wobei sich die rostrote Färbung auch auf den Flanken fortsetzt. Die Bauchseite weist eine hellgraue Färbung auf. Die Extremitäten und die Füße der Weibchen sind bräunlich.
Eine Verwechslung mit dem naheverwandten Braunkehlchen (Vogel des Jahres 2023) kommt immer wieder vor. Dafür ist die ähnliche Färbung, dass durchaus gemeinsame Vorkommen und die Nahrungssuche von erhöhten Stellen im Gelände verantwortlich. Jedoch ist nur bei oberflächlicher Betrachtung eine Verwechslung möglich. Im Gegensatz zum Schwarzkehlchen haben die Braunkehlchen einen sehr deutlichen, hellen bzw. weißen Überaugenstreif, der bei beiden Geschlechtern vorkommt und damit ist bei Beachtung dieses Merkmals immer eine klare Ansprache im Gelände möglich.
Lebensweise:
Nahrung: Insekten und andere wirbellose Tiere
Zug: Teil- und Kurzstreckenzieher, Überwinterung im Mittelmeerraum
Strukturreiches, gut besonntes und trockenes Gelände mit flächendeckender nicht zu dichter Vegetation und höheren Sitzwarten. Locker stehende höhere Bäume werden toleriert, auch feuchte Stellen, deren Vegetation den Anforderungen entspricht.
In Mitteleuropa extensiv bewirtschaftete Flächen, Ruderalflächen, Industrieanlagen, Dämme von Verkehrswegen, rekultivierte Halden, xerotherme Hänge, aufgelassene Weiden, Brachflächen und Randzonen von Mooren, Streuwiesen.
Als Durchzügler auf Feldern, Waldlichtungen und bewachsenen Kiesflächen.
Auf der Roten Liste für Deutschland steht das Schwarzkehlchen in der Kategorie 3 (gefährdet).
Text und Fotos: Ingo Stiegemeyer