Jetzt im Herbst ist es wieder zu beobachten, das größte Schauspiel unserer Vogelwelt.
Riesige Vogelschwärme zieren den Himmel. Während derartige Vogelschwärme von Limikolen im Wattenmeer regelmäßig zu beobachten sind, machen bei uns zurzeit eher größere Ansammlung von Ringeltaube und Rabenkrähe auf sich aufmerksam. Sie suchen im Moment auf den frisch umgebrochenen Äckern in größeren Gruppen nach Nahrung.
Hingegen in der Luft und am Boden fällt ein Singvogel besonders auf und der macht seinem Namen alle Ehre. Es ist der Star (Sturnus vulgaris).
Neben der Amsel gehört der Star mit zu den bekanntesten Vögeln. Dieser etwa amselgroße Vogel, der nur zur Brutzeit einzeln zu beobachten ist, zeigt sich nun wieder in unterschiedlich starken Verbänden. Fährt man momentan durch die Weinbaugebiete, so zeigen sich vor allem gegen Abend riesige Ansammlungen des Stars am Himmel, wo ein ganzer Vogelschwarm mit einer Leichtigkeit und Anmut spektakulärste Flugmanöver zeigt. Gerade noch eine runde, schwarze Wolke bildend, erfolgt ein abrupter Richtungswechsel und ein Auf und Ab der Wolke erzeugt ein gleichmäßiges Schwingen, um gleichdarauf wieder die Richtung zu wechseln. Beim Betrachter lösen derartig geschmeidige Flugmanöver immer wieder ein aufrichtiges Staunen aus.
Im Flug wirkt ein einzelner Star kompakt und spitzflüglig. Seine Flugsilhouette ist dreieckig. Typisch ist auch die Flugweise, bei der zwischen Ruderflug und kurzen Gleitflugphasen abgewechselt wird.
Allabendlich können sie aber auch bei uns im Stockborner Bruch ähnliche Schauspiele beobachten. Kurz vor der Dämmerung kommen aus allen Himmelsrichtungen kleinere und größere Starenansammlungen und setzen sich auf den umliegenden Hochspannungsmasten und -leitungen.
Von dort aus sieht man immer wieder unterschiedlich große Schwärme aufsteigen, eine kleine Runde drehen, um sich dann wieder auf den Leitungen niederzulassen. Plötzlich, wie auf ein Kommando, erhebt sich dann ein Schwarm in die Luft und fliegt zum Stockborner Schilfgebiet, kreist kurz über dem Gebiet, um dann blitzartig in einer schlauchförmigen Wolke ins Schilf einzufallen. Hier nächtigen sie dann, um am frühen Morgen bei Sonnenaufgang das Schilfgebiet wieder zu verlassen.
Bei der nun fälligen Nahrungssuche bleiben die Stare in unterschiedlich starken Verbänden zusammen und sind dann auf den umliegenden Wiesen und Äckern zu beobachten.
Auf den selten gewordenen Viehweiden folgen sie den Rindern oder Schafen, um aufgescheuchte Insekten oder anderes Getier zu erbeuten.
Gelegentlich dienen die Vierbeiner auch als Sitzwarte für ein "Päuschen" oder als "Ausguck".
Als ausgesprochene Teilzieher verbleiben die Starenschwärme je nach Witterung unterschiedlich lang in unserem Gebiet, um dann gen Süden zu ziehen. Immer wieder können wir in der jetzigen Oktoberzeit hunderte von Staren in den Baumwipfeln sowohl im Stadtpark als auch in den ländlicheren Gebieten beobachten, wo sie durch ihr kreischendes Geschwätz deutlich auf sich aufmerksam machen. Von hier aus starten sie dann zur gegebener Zeit in den Süden.
Aussehen:
Ein 19-22cm großer, schwarzer, kurzschwänziger Vogel mit gelblichem Schnabel (nur zur Brutzeit), der häufig am Boden anzutreffen ist, wo er sich schreitend fortbewegt, während die Amsel hüpft. Im Schlichtkleid sind die Körperfedern schwärzlich mit metallisch grünem oder purpurnem Glanz und haben weiße bis beigefarbene Spitzen. Der ganze Körper erscheint dadurch hell gepunktet. Schnabel schwärzlich. Das Prachtkleid entsteht im Frühjahr durch Abnutzung der hellen Spitzenflecken des Körpergefieders. Der Körper ist dann insgesamt schwärzlich und metallisch glänzend. Der Schnabel ist im Prachtkleid gelb und die Beine sind rotbraun.
Jungstaren fehlt der Metallglanz, der Körper ist erdbraun, nur die Kehle ist weißlich aufgehellt. Die Schwingen und Steuerfedern sind dunkelbraun ohne Metallglanz. Der Schnabel ist mattbraun, die Beine dunkelgraubraun.
Gesang:
Die Männchen spreizen beim Gesang ihr Gefieder und flattern mit den Flügeln. Dabei besitzt er die Fähigkeit eines Stimmenimitators und baut in seinen Gesang Tierstimmen und andere Laute ein. So kann das Geräusch eines Rasenmähers oder ein Handyklingeln durchaus mal von einem Star stammen. Hinsichtlich der Imitation hat er mich mal persönlich auf den Leim geschickt. Beim Wachwerden hörte ich plötzlich den Ruf eines Pirols in unserem Garten. Wie elektrisiert sprang ich aus dem Bett und lief in den Garten. Dort aber saß nur ein Starenmännchen auf der Stromleitung und ließ ab und zu den Pirolruf ertönen.
Der Gesang wird durchaus ganzjährig vorgetragen.
Fortpflanzung:
Als Höhlenbrüter bevorzugt er Baumhöhlen, nutzt aber auch Felspalten und im Siedlungsbereich Hohlräume an Gebäuden und aufgehängte Nistkästen. Letztere sollten aber möglichst nicht alleine aufgehängt werden, da er es gesellig mag. 4-8 hellblaue Eier werden gelegt, die Brutzeit dauert 11-13 Tage, die Nestlingszeit bis zu 21 Tage. Die meisten Jungvögel fliegen zwischen Ende Mai und Anfang Juni aus, bei Spät- bzw. Folgebruten auch Mitte bis Ende Juli.
Nahrung:
Auf seinem Speisezettel stehen vor allem Insekten, Regenwürmer und kleine Schnecken. Ab dem Sommer verstärkt auch Früchte (Kirschen, Äpfel, Weintrauben) und im Winter am Vogelhaus auch Sonnenblumenkerne und Meisenknödel.
Besonderes:
Er ist ganzjährig in kleinen Trupps unterwegs. Nur zur Brutzeit zeigt er sich territorial, wobei ein Radius von 10m um die Bruthöhle verteidigt wird. Der Großteil der Stare Europas überwintert im Mittelmeerraum und in Nordwestafrika sowie im atlantischen Westeuropa. Die bei uns am Futterhaus zu beobachtenden Stare stammen überwiegend aus dem hohen Norden (z.B. Skandinavien).
Text und Fotos: Ingo Stiegemeyer