Manchmal bereits Ende März, wenn die Sonne an Kraft gewinnt und die Temperaturen steigen, fällt ein Fingerkuppen großes, braun bis gelblich-beige behaartes, pelziges Insekt auf, welches gerade noch, ähnlich einem Kolibri, vor einer Blüte schwebt, dann blitzartig von einer zur anderen Stelle fliegt, um anschließend, einem Helikopter gleich, in der Luft an einer Stelle für längere Zeit zu verharren. Blitzschnell ist es dann aus dem menschlichen Blickfeld wieder verschwunden, um an anderer Stelle in der Luft wieder aufzutauchen oder um am Boden auf einem Stein oder Erdklumpen auszuruhen.
Dieses Schauspiel eines schnellen und wendigen Fliegers zeigt sich regelmäßig von April bis Juni in den sonnigen Bereichen von Waldrändern oder auf Wiesen und auch im eigenen Garten, vor allem in der Mittagshitze.
Sein stilettartiger, nach vorne gestreckter Rüssel kann zartbesaiteten Menschen schon Furcht einflößen, aber für uns Menschen ist dieses Insekt völlig harmlos. Es handelt sich überwiegend um den häufig vorkommenden Großer Wollschweber (Bombylius major), eine Fliegenart mit 9-12mm Körperlänge.
Dieser Zweiflügler mit seinem auffällig wollig oder pelzig behaarten Körper erinnert an eine Hummel. Daher erklären sich auch die weiteren synonymen Namen, wie Hummelschweber oder Hummelfliege.
Der zweite Teil des Namens "Schweber" verweist auf ein Verhalten bei der Nahrungssuche. Als Nektar suchendes Insekt steht es mit extrem schnellen Flügelbewegungen vor einer Blüte, steckt seinen stilettartigen, fast körperlangen Rüssel tief in den Blütenkelch und saugt schwebend den Blütennektar auf.
Im Flug streckt dieser eifrige Blütenbesucher seine Hinterbeine weit nach hinten oben und die anderen sowie den Rüssel nach vorne.
Selbst in der Schlafposition ist der lange Rüssel deutlich zu erkennen. Von morgendlichem Tau überzogen, glitzern sie wie kleine Edelsteine.
So harmlos die Nektar saugenden Imago (Vollinsekten) sind, umso dreister sind ihre Larven. Nach der Paarung stupft das Weibchen seine Hinterleibsspitze mehrfach in staubigen Boden und pudert so ihre Eier mit einer tarnenden Staubhülle ein. Anschließend wirft sie die Eier in der Nähe der Nesteingänge im Boden von solitär lebenden Wildbienen ab. Die schlüpfenden Larven sind sehr beweglich und dringen in die Bienennester (-röhren) ein und häuten sich dort zu recht unbeweglichen Maden.
Innerhalb der Bienenröhre leben diese von den Futtervorräten aus Pollen, die für die Bienenlarven vorgesehen sind. Je nach Schlupfzeit der Bienenlarven machen die Schwebermaden ein Ruhestadium durch, um zu entsprechender Zeit die frisch geschlüpften Bienenlarven zu befallen. Sie saugen sich an ihnen fest, leben von ihnen und verspeisen sie letztendlich. Sie sind also typische Schmarotzer, genauer Parasitoide. So werden nämlich Organismen bezeichnet, in der Regel Insekten, die in ihrer Entwicklung parasitisch leben und den Wirt dadurch töten.
Anschließend verpuppt sich die Made des Wollschwebers und schlüpft als Vollinsekt (Imago) im kommenden März/April.
Text und Fotos: Ingo Stiegemeyer