Während es langsam in der Vogelwelt ruhiger wird und wir Menschen uns auf den Sommer und den wohlverdienten Urlaub freuen, kommen die Insekten immer mehr auf Touren. Am auffälligsten sind neben den Libellen zur Zeit unsere heimischen Schmetterlinge. Zu den bei uns häufigeren Tagfaltern gehört das Schachbrett (Melanargia galathea), auch Damenbrett genannt.
Dieser überwiegend schwarz-weiß gefärbte Schmetterling mit einer Flügelspannweite von 4-5cm fliegt ab Mitte Juni (in günstigen Jahren bereits Anfang Juni) bis in den August hinein. Er ist in unserer Region und in der ganzen Pfalz häufig anzutreffen und nicht gefährdet. Seinen einprägsamen Namen verdankt er der schachbrettartigen Musterung auf der Flügeloberseite.
Auf der Unterseite zeigen sich sogenannte Augenflecken. Damit gehört der Schachbrettfalter zu den „Augenfaltern“. Sie sind durch einen oder mehrere Augenflecken, meist auf der Flügelunterseite gekennzeichnet. Bei Gefahr werden diese Augenflecken präsentiert und sollen einen potentiellen Fressfeind abschrecken bzw. irritieren.
Die Färbung des Schachbrettfalters ist durchaus variabel. So zeigen sich mitunter neben den kräftig schwarz-weiß gemusterten Schmetterlingen auch mehr beige / bräunlichweißliche Exemplare.
Zusammen mit so bekannten Arten wie dem Tagpfauenauge, dem Admiral und dem Kleinen Fuchs bilden sie die große Familie der Edelfalter.
„Als typischer „Wiesenfalter“ fliegt er vor allem in Trockenrasen und grasigen Brachen und in ein- bis zweischürigen Mähwiesen unterschiedlicher, meist aber geringer Feuchte.“ (aus: Tom Schulte et al. Die Tagfalter der Pfalz Bd. 2 S. 701)
Auf einem empfehlenswerten Spaziergang im NSG Eulenkopf oder vom Ortsausgang von Sulzbachtal entlang der ausgedehnten Wiesen in Richtung Frankelbach ist dieser auffällige und leicht zu bestimmende Falter regelmäßig zu beobachten.
Lilarote Blüten sind für ihn besonders attraktiv. So trinkt er mit seinem einrollbaren Saugrüssel den süßen Nektar von Distelblüten, Flockenblumen, Skabiosen und Klee. Ebenso ist er auch auf Lichtungen, an Straßenrändern und Böschungen mit kalkhaltigem Boden zu sehen.
Wer gerne in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden wandert, wird das rege Treiben der Schmetterlinge vermissen. Aber keine Angst, sie sind da. Sie haben sich einen Platz zum Schlafen im hohen Gras gesucht. Nicht selten trifft man sogar regelrechte Schlafgesellschaften an und wenn man erst mal seinen Blick trainiert hat, dann sieht man immer wieder schlafende Schachbrettfalter und andere Schmetterlinge.
Probieren Sie es einfach mal aus. Nehmen Sie sich etwas Zeit und mustern Sie aufmerksam die Grasstängel und Blütenköpfe und sie werden staunen, was sie plötzlich alles entdecken.
Der Schmetterling fliegt in einer Generation. Die etwas größeren Weibchen lassen ihre Eier über dem ungemähten Grasland ungezielt fallen. Die schlüpfenden Raupen des Schachbrettfalters sind überwiegend nachtaktiv und man findet sie ab September und nach der Überwinterung bis in den Juni. Sie ernähren sich von Gräsern. Deshalb ist für sie die Gräservielfalt ein wichtiges Entwicklungskriterium.
Eine gute Gräservielfalt stellt sich aber nur bei geringem Nährstoffangebot im Boden ein, so dass magere Wiesen, sie werden immer seltener, zu den wichtigsten Lebensräumen des Schachbrettfalters zählen. Gleichzeitig weisen magere Wiesen auch eine Vielzahl an Blüten für die Nektarsuche des Schmetterlings auf, der nach einer 3-wöchigen Puppenruhe schlüpft.
Insekten haben 6 und Spinnen 8 Beine, so haben wir es gelernt. Aber was ist das? Schauen sie sich die Bilder zum Schachbrettfalter mal genauer an und zählen sie seine Beine. Und?
Seltsam nicht, er hat nur 4 Beine. Also kein Insekt? Doch, aber bei den Augenfaltern, wie auch bei den Edelfaltern, sind die vorderen 2 Beine verkürzt, zu „Putzbeinen“ umgewandelt und eingeklappt kaum sichtbar. Zum Fliegen und für die Landung auf den Blüten reichen 4 Beine auch.
Die Natur überrascht uns doch immer wieder!
Sollten sie bei ihrem nächsten Spaziergang einen Schachbrettfalter oder ein Tagpfauenauge entdecken, dann zählen sie mal seine Beine.
Text und Fotos: Ingo Stiegemeyer