Mit dem Begriff „Nuss“ verbinden wir allgemein die leckeren Nüsse in der Schokolade oder im Nusskuchen.
Woher sie kommen oder um welche Nussart es sich handelt, darüber machen wir uns eher weniger Gedanken. Die Aufschrift auf der Schokoladenverpackung „.. mit ganzen Haselnüssen“ gibt uns da schon einen genaueren Hinweis.
Dass es sich dabei um die Frucht einer einheimischen Strauchart, die Gemeine Hasel (Corylus avellana) handelt, kommt einem, wenn überhaupt, recht spät in den Sinn. Was sie aber mit Häusern zu tun hat dazu später mehr.
Die Gemeine Hasel (Corylus avellana), auch Haselstrauch genannt, ist in Europa und Kleinasien heimisch, wobei sie in Mitteleuropa sehr häufig vorkommt. Sie wächst überwiegend als vielstämmiger, sommergrüner Strauch und wird bis zu 6m hoch. Dabei erreicht sie ein Alter von 80-100 Jahren und gehört, botanisch gesehen, zur Familie der Birkengewächse (Betulaceae).
Als stockausschlag-freudiges Halblicht- und Pioniergehölz kommt sie im Unterholz lichter und krautreicher Laubwälder, an Waldrändern und in Niederwäldern vor und ist durchaus bestandsbildend in Hecken zu finden.
Forstwirtschaftlich ist die Hasel eher unbedeutend. Sie wurde aber gerne als Brennholz genutzt, da es qualitativ besser als Birkenholz ist und besonders im Niederwaldbetrieb, war sie quantitativ anderen einheimischen Hölzern überlegen.
Wesentlich interessanter für den Menschen war und ist die essbare Frucht, die Haselnuss. Bereits in der Mittelsteinzeit war sie für die Ernährung der Menschen von Bedeutung. Mit ihrem hohen Fettanteil von ca. 60% ist sie ein guter Energielieferant und mit ca. 12% Eiweißanteil und dem Gehalt von Kalzium, Eisen und den Vitaminen A, B1, B2, C und E ist sie von hohem gesundheitlichem Wert.
Aber auch unsere einheimischen Tierarten nutzen die Haselnuss als Nahrungsquelle. So vergraben Eichhörnchen regelmäßig im Herbst Haselnüsse als Wintervorrat und sorgen somit für eine natürliche Ausbreitung des Haselstrauches, da nicht alle Nüsse wiedergefunden werden.
Aber auch die Spechte, vor allem der Große Buntspecht, schaffen es die harte Schale der Haselnuss zu knacken, um an den schmackhaften Inhalt zu kommen.
Dazu benutzt z.B. der Große Buntspecht eigens von ihm angelegte Spechtschmieden. Die Haselnuss wird in die "Spechtschmiede" geklemmt und dann mit dem Schnabel so lange bearbeitet, bis die harte Nussschale geknackt ist und der Specht an den ölhaltigen Samen, den essbaren Teil der Nuss, heran kommt. Die Schalenreste liegen anschließend gehäuft am Boden. Ein Hinweis darauf, dass diese "Schmiede" regelmäßig benutzt wird.
Aber auch Mäuse durchdringen mit ihren scharfen Nagezähnen die Schale. Anhand der unterschiedlichen Fraßspuren kann man an gefundenen Haselnüssen die verschiedenen Tierarten bestimmen. Die Anwesenheit bzw. Verbreitung mancher heimlicher Mausart kann erst dadurch festgestellt werden.
Die bedrohte, sehr scheue und sehr schwer zu beobachtende Haselmaus, eine Siebenschläfer-Verwandte, ist ein gutes Beispiel dafür. Durch das besondere Projekt des NABU „Große Nussjagd in Rheinland-Pfalz“ liegen erstmals genauere Verbreitungsdaten vor.
Wer hat an der Nuss geknabbert? Dies können Sie leicht mit einem sehr einfachen Bestimmungsschlüssel (Download auf der rechten Seiten) herausfinden. Viel Spaß!
In den letzten Jahren beginnt die Blütezeit immer früher. Je nachdem wie mild der Winter ist, blüht die Hasel bereits im Januar, spätestens aber im Februar, lange vor dem Laubaustrieb.
Erste Haselsträucher sind von weitem an ihren bis zu 10cm langen, gelblichen, männlichen Blütenständen, den Kätzchen, zu erkennen.
Die Einzelblüten stehen in der Achsel eines flaumig behaarten Tragblatts. Mehrere dieser männlichen Blüten sind zu einem Blütenstand, dem Kätzchen vereint.
Die Haselkätzchen entstehen bereits im Herbst des Vorjahres.
Zur Blüte strecken sie sich auf 8-10cm Länge. Bei entsprechender Reife und Wärme platzen dann die Staubbeutel auf und der Wind sorgt nun für die Verbreitung des Pollens (Windbestäubung). Des einen Freud, des Pollenallergikers Leid.
Bienen besuchen zwar auch die Hasel, sie tummeln sich aber nur an den männlichen Kätzchen zur Pollensuche, da die weiblichen Blüten aufgrund der Windbestäubung keinen Nektar produzieren.
Die weiblichen Blüten sind klein und unscheinbar. Nur die roten, winzigen Fadennarben schauen aus der noch geschlossenen Knospe heraus.
Nach der Befruchtung entstehen hier die uns bekannten Haselnüsse. Die im September bis Oktober heranreifende hartschalige Nuss ist erst gelblich und verfärbt sich mit der Reife braun.
Die im Handel erhältlichen Haselnüsse stammen zum überwiegenden Teil von der südosteuropäischen Lambertshasel (Corylus maxima), die eine größere Wuchshöhe zeigt und kälteempfindlicher ist. Das Hauptanbaugebiet der Lambertshasel liegt in der Türkei. Von dort stammen 75% der weltweit erzeugten „Haselnüsse“. Nur ein kleiner Teil der Weltproduktion stammt von der Gemeinen Hasel (Corylus avellana).
Die bei uns in den Gärten häufig anzutreffende Bluthasel ist eine rotlaubige Sorte der Lambertshasel (Corylus maxima ´Purpurea´). Ihre Nüsse sind ebenfalls essbar, aber meist kleiner als die Stammform.
Während viele unserer Blütenpflanzen und auch unsere einheimischen Obstbäume zwittrige Blüten haben (Staubgefäße = männlich und Stempel mit Narbe = weiblich, befinden sich in einer Blüte), hat die Gemeine Hasel weibliche und männliche Blüten, die getrennt voneinander sind (getrenntgeschlechtlich). Da sie aber auf ein und demselben Strauch vorkommen, bezeichnet man sie als einhäusig. Sie leben quasi zusammen in einem Haus.
Bei anderen Pflanzen, wie z.B. den Weiden und Pappeln gibt es Sträucher bzw. Bäume die nur weibliche oder nur männliche Blüten tragen. Sie werden deshalb als zweihäusig bezeichnet. „Weibliche und männliche Blüten haben jeder ein Haus!“
Text und Fotos: Ingo Stiegemeyer